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Pflanzenkunde unter römischer Herrschaft


Die Römer waren Praktiker. Landwirtschaft und Gartenbau wurden gepflegt. Um Kälteperioden zu überbrücken, wurden Pflanzen in Mistbeeten unter Glas gehalten. Auch das Abdecken oberirdischer Pflanzenteile zum Schutz gegen Frost wurde genutzt. Wie PLINIUS schreibt, wurde dadurch erreicht, daß Gurken das ganze Jahr über geerntet werden konnten. Der Censor M. PORCIUS CATO zählt in seinem Werk über den Landbau sechs verschiedene Birnensorten, mehrere Apfelsorten, Apfelquitten, Birnenquitten und Weinsorten unterschiedlicher Herkunft auf. Drei Arten von Kohl waren bekannt.

Der berühmteste unter den römischen Schriftstellern, die sich mit Pflanzen befaßten, war DIOSKORIDES (Geburts- und Todesjahr nicht genau bekannt). Er galt für mehr als 16 Jahrhunderte als höchste Autorität in der Arzneimittelkunde. Sein Werk war bebildert, doch wurde diese Art der Darstellungsweise von PLINIUS und anderen scharf angegriffen. Jener kritisiert falsche Farben, ungleiche Geschicklichkeit der Maler (bei Abschriften) und die Tatsache, daß sich Pflanzen in verschiedenen Jahreszeiten verändern. Erst nach Erfindung des Buchdrucks gewannen Zeichnungen eine wirkliche Bedeutung für die Wiedergabe von Beobachtungen.

DIOSKORIDES' Werk ist nicht mit dem von THEOPHRAST vergleichbar. Für die allgemeine Botanik gibt es nur wenig her. Er beschrieb ca. 500 Pflanzenarten und hinterließ damit die umfangreichste Pflanzenliste des Altertums.

Ein weiterer Autor sei genannt: PLINIUS der ÄLTERE (= PLINIUS SECUNDUS, geb. 23 v. Chr. in Como, gest. im Jahre 79 bei Pompeji während des Vesuvausbruchs). Er verfaßte eine Naturgeschichte, in der er der Botanik nur wenig Platz einräumte. Die Pflanzen sah er zudem ausschließlich unter dem Gesichtspunkt der Nützlichkeit für den Menschen. Er beginnt mit einer Beschreibung der Bäume, doch nicht weil ihm ihre Organisation als die höchste erschien (wie bei THEOPHRAST), sondern weil sie den wichtigsten Grundbedürfnissen des Menschen gerecht werden. Der Lorbeer wird besprochen, weil seine Zweige bei Triumphzügen benötigt werden. Es folgen die Beschreibungen des Weinstocks, der Feld- und Gemüsefrüchte und der Zierpflanzen. Weil aber viele Zierpflanzen zugleich auch den Bienen zur Nahrung dienen, schließen sich die Bienenpflanzen an. Zuerst die empfehlenswerten, dann die nachteiligen, die den Honig verderben. Anschließend folgen wildwachsende Arten, die sich durch Wohlgeruch oder Schönheit auszeichnen, eßbare und einige Arzneipflanzen. Den Schluß bildet eine Nachlese von Pflanzen in alphabetischer Reihenfolge. Manche seiner Passagen hat er - fehlerhaft - von THEOPHRAST übernommen.


© Peter v. Sengbusch - b-online@botanik.uni-hamburg.de