Nach: "Prävention: Sicher und Gesund im Labor", herausgegeben von der Landesunfallkasse der Freien und Hansestadt Hamburg, sowie nach: Laborbedarfskatalog der FAUST Nord GmbH, Hamburg
Hauterkrankungen machen heute 1/3 aller Berufskrankheiten aus. Sie werden hervorgerufen durch den unmittelbaren Hautkontakt mit Chemikalien. Zunächst treten häufig nur leichte Hautreizungen auf. Die längerfristige Einwirkung von schädigenden Stoffen kann jedoch Abnutzungsekzeme und Allergien zur Folge haben. Über die Haut der Hand gelangen tagtäglich viele Substanzen in den den menschlichen Körper und lösen dort möglicherweise bedenkliche Spätfolge-Erkrankungen aus. Derartige Hauterkrankungen sind oft nur schlecht oder überhaupt nicht heilbar und können die Betroffenen unter Umständen zum Wechsel des Arbeitsplatzes oder sogar des Berufes zwingen.
Angesichts dieser Tatsachen wird die Notwendigkeit deutlich, sich beim Umgang mit Chemikalien wirksam gegen einen direkten Hautkontakt zu schützen. Der wirksamste Schutz der Haut ist der Ersatz von hautschädigenden Stoffen oder ein Arbeitsverfahren, das Hautkontakt mit Chemikalien ausschließt.Schutzhandschuhe scheinen auf den ersten Blick einen derartigen Schutz zu gewähren. Doch vorsicht - dies ist nur der Fall, wenn ein geeigneter Handschuh verwendet wird und die grundlegenden Verhaltensregeln beim Tragen von Schutzhandschuhen eingehalten werden.
Kein Handschuh schützt gegen alle Chemikalien. Die Schutzwirkung hängt vom Handschuhmaterial ab. Latexhandschuhe schützen beispielsweise gut gegen anorganische Reagentien, sind aber gegenüber Ölen und organischen Lösungsmitteln relativ unbeständig. Polychloroprenhandschuhe sind gegenüber anorganischen Reagentien, Ölen und einigen organischen Lösungsmitteln beständig, aber ungeeignet für chlorierte, aromatische Kohlenwasserstoffe
Je breiter die Palette der Substanzen ist, gegen die ein Handschuh schützt, desto mehr nimmt in der Regel seine Elastizität ab. Derartige Handschuhe sind für viele Einsatzgebiete daher unbrauchbar.
Gegeüber bestimmten Chemikalien beträgt die Schutzwirkung oft nur wenige Minuten. Hier ist der Vorgang der Permeation, d. h. die Durchdringung des Handschuhmaterials auf molekularem Weg in Form von Diffusion von Bedeutung.
Das Tragen von Schutzhandschuhen kann Allergien hervorrufen. Am häufigsten treten allergische Reaktionen gegen Naturlatex und Handschuhpuder auf.
Der Auswahl eines geeigneten Schutzhandschuhs sollte eine Gefährdungsanalyse vorausgehen, die die folgenden Fragen umschließt:
Folgende grundlegende Regeln sind beim Tragen von Schutzhandschuhen unbbedingt zu beachten:
Bevor Sie sich zum Kauf eines bestimmten Schutzhandschuh-Typs entscheiden, sollten Sie einige grundlegende Dinge darüber wissen:
Chloropren: Auch CR genannt, hochwertiger Elastomerwerkstoff mit einer maximalen Einsatztemperatur von 90 C, minimal -30 C. (Die Temperaturangaben beziehen sich auf den jeweiligen Werkstoff. Sie sind nicht übertragbar auf spezielle Handschuhtypen).
Flexibilität: Schutzhandschuhe aus Natur- und Synthesekautschuk bestehen aus speziell entwickelten Mischungen mit niedrigem Spannungswert, sind also leicht dehnbar. Dadurch wird ein Höchstmaß an Flexibilität und ermüdungsfreiem Arbeiten gewährleistet.
Fluor-Kautschuk (FPM): s. Viton
Fütterung: Die meisten Schutzhandschuhe sind mit einer einvulkanisierten Baumwollvelourisierung oder einem Baumwolltrikotfutter versehen. Die Fütterung absorbiert den Handschweiß und erleichtert das An- und Ausziehen.
Griffix-Profile: Sind spezieII ausgeformte Oberflächen im Bereich der Handfläche und der Finger, um die Griffeigenschatten zu verbessern.
Griffeigenschaften: Für bestimmte Arbeiten ist ein sicherer Griff und Halt unbedingt erforderlich. Zur Verbesserung der Griffeigenschaften wurden besondere Handschuhprofile enttwickelt (s. auch bei Griffix), wie z.B. Rauten-, Waffel- und Noppenprofile bis hin zu einer feinen Mikrorauhung.
Handanatomische Formgebung: Durch die Verwendung von Tauchformen, die der menschlichen Handergonomle entsprechen, wird der Tragekomfort, der Sitz des Handschuhes, die Griffsicherheit und das Tastgefühl entscheidened verbessert. Ein wichtichtiges Auswahlkriterlum für Präzisionsarbeiten.
Hydrogelbeschichtung: Spezielle patentierte Polymer-Innenbeschichtung. Verbessert die Schweißabsorption und bildet eine Barriere zum Handschuhmaterial. Zu empfehlen bei Latexallergien.
Latex: siehe unter Naturkautschuk
Naturkautschuk: Auch Naturlatex genannt. Ist eine durch Pflanzenproteine stabilisierte Kautschukemulsion des Kautschukbaums (Hevea). Handschuhe aus Naturlatex haben einen hohen Tragekomfort (Flexibilität, Paßform, Tastempfinden) und besitzen gute mechanische und chemische Beständigkeiten, insbesondere gegen Chemikalien auf Wasserbasis (Säuren, Basen, Salzlösungen).
Nitrilkautschuk: Nitril oder NBR ist ein synthetischer Kautschuk mit der besten Abriebsfestigkeit unter den Handschuh-Elastomeren. Seine chemische Beständigkeit - insbeondere gegen Chemikalien auf Ölbasis - ist hervorragend.
Oberflächenversiegelung: Zusätzlicher Oberflächenschutz, der nicht nur das Anziehen erleichtert, sondern den Handschuh vor allem gegen äußere Einflüsse widerstandsfähiger macht.
Puderfrei: Handschuhe ohne Puderung werden vorrangig für Reinraumarbeiten eingesetzt, wegen der geringeren Partikelkontamination.
Rollrand: Sehr nützliches Ausstattungsmerkmal. Verhindert das Einreißen der Stulpe während des An- und Ausziehens. Außerdem fixiert der Rollrand die Stulpe auf der Kleidung und verhindert damit ein Umknicken sowie ein Eindringen von Flüssigkeit.
Strickbund: Der horizontal elastische Strickbund sorgt für einen sicheren Sitz im Handgelenkbereich.
Tauchverfahren: Im Tauchverfahren hergestellte Handschuhe werden nicht nur einmal, sondern zweimal in ein Latex- oder Nitrilbad getaucht, um einen Handschuh mit gleichmäßiger Materialstärke herzustellen. Neueste Technologien kombinieren die Eigenschaften von Natur- und Synthesekautschuk mit einer dritten Tauchschicht z.B. aus Polychloropren, um eine zusätzliche Haltbarkeit zu erzielen,
Trägermaterial: Beschichtete Schutzhandschuhe verwenden als Beschichtungsträger einen Baumwolljerseyhandschuh, der mit Nitrilkautschuk beschichtet wird. Dies führt zu einer hohen mechanischen Belastbarkeit.
Ungefüttert: Ungefütterte Schutzhandschuhe verbessern das Tastempfinden. Wichlig für Präzisionsarbeiten.
Vinyl: Umgangssprachliche Bezeichnung für Weich-PVC. Häufig verwendetes Material für Einweghandschuhe.
Viton: Copolymer aus Vinylidenfluorid und Hexafluorpropylen. 1958 von Dupont unter der Bezeichnung Viton auf den Markt gebracht. Auch Fluor-Kautschuk (FPM) genannt. Es ist flammwidrig und besitzt eine überragende Beständigkeit gegen hohe Temperaturen, gegen Chemikalien sowie gegen Ozon und Sauerstoff. Maximale Einsatztemperatur 200 °C minimal 0 bis -20 °C. (Die Temperaturangaben beziehen sich auf den jeweiIigen Werkstoff. Sie sind nicht übertragbar auf spezielle Handschuhtypen).