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Erste Hilfe Maßnahmen bei Unfällen mit Gefahrstoffen

Nach: "Sicheres Arbeiten in Chemischen Laboratorien", Einführung für Studenten, erstellt von der Gesellschaft Deutscher Chemiker, herausgegeben vom Bundesverband der Unfallversicherungsträger, 1996


In der folgenden Tabelle sind für einige wenige Gefahrstoffe Wirkungen, Symptome sowie Maßnahmen zur Ersten Hilfe aufgeführt. Die aufgeführten Erste-Hilfe-Maßnahmen sollen die allgemeinen Maßnahmen ergänzen bzw. erläutern, jedoch auf keinen Fall die ärztliche Hilfe ersetzen. Der Ersthelfer hat unbedingt darauf zu achten, sich selbst zu schützen. Der Verletzte ist aus der Gefahrenzone zu entfernen, kontaminierte Kleidung ist abzulegen. Der Verletzte ist ruhig zu lagern und vor Wärmeverlust zu schützen. Erbrechen kann durch Reizung des Kehlkopfzäpfchens mit dem Finger angeregt werden. Falls Medizinalkohle zu geben ist, sind drei Eßlöffel in 1 Glas Wasser aufzuschwemmen. Bei Bewußtlosen darf keinesfalls Erbrechen angeregt oder Flüssigkeit eingeflößt werden. Auf stabile Seitenlage ist zu achten. Sauerstoff darf nur durch den Arzt oder durch Ersthelfer mit Zusatzausbildung mit dafür vorgesehenen Sauerstoffgeräten gegeben werden.

Gefahrstoff

Wirkung / Symptome

Erste Hilfe

Ammoniak Reizt Haut und Schleimhäute, ätzend, giftig beim Einatmen Augen und Haut mit viel Wasser spülen, benetzte Kleidung entfernen. Nach Einatmen Frischluft
Bariumverbindungen Lähmung der Muskeln, Brechdurchfall. Nur lösliche Bariumverbindungen sind gesundheitsschädlich, nicht dagegen Bariumsulfat Haut und Augen mit viel Wasser spülen. Nach Verschlucken Erbrechen anregen und 2-5 %ige Natriumsulfatlösung verabreichen
Benzol Geringe Schleimhautreizung, narkotische Wirkung, kann Krebs erzeugen - Kopfschmerz. Schwindel, Erbrechen, Erregungszustände Augen mit viel Wasser spülen, Haut mit Wasser und Seife waschen. Nach Einatmen Frischluft. Nach Verschlucken Medizinalkohle
Brom Ätzend für Haut und Schleimhäute, Brennen, Blasenbildung, Husten, Kurzatmigkeit, Erstickungsanfälle, mit Latenzzeit Lungenödem möglich Augen und Haut mit viel Wasser spülen (ggf. betroffene Hautstellen mit 3 %iger Natriumthiosulfatlösung waschen). Nach Einatmen Frischluft
Chlor Starkes Reizgas, verätzt Haut und Schleimhäute - Hustenreiz, Erstickungsanfälle. Mit Latenzzeit Lungenödem möglich Atemschutz des Helfers ! Augen mit viel Wasser spülen, Haut mit Wasser und Seife waschen. Nach Einatmen Frischluft
Chlorwassersoff (Salzsäuregas) Starkes Reizgas, Verätzung an Haut und Schleimhäuten - Bei Einatmen (ggf. mit Latenzzeit) Atemnot. Lungenödem möglich Augen und Haut mit viel Wasser spülen, kontaminierte Kleidung entfernen. Nach Einatmen Frischluft
Chromate Reizung von Haut und Schleimhäuten, ggf. Verätzung, Geschwürbildung (Eisenausfällung durch Cr VI), einige Chromate können Krebs erzeugen Augen mit viel Wasser spülen, Haut mit Wasser und Seife waschen. Nach verschlucken Erbrechen auslösen
Cyanwasserstoff (Blausäure) Blockierung der Zellatmung - Halskratzen, Schwindel, Atemnot, Gerötetes Gesicht, Bittermandelgeruch der Ausatemluft, Krämpfe, Ohnmacht, Atem- und Herzstillstand. Schnelle Aufnahme über Haut (Schwitzen) möglich Atemschutz des Helfers, sofort handeln! Augen und Haut mit viel Wasser spülen, kontaminierte Kleidung entfernen. Nach Einatmung Frischluft. Beatmung nach Möglichkeit mit Schlauchgerät. Nach Verschlucken Wasser trinken lassen. Erbrechen anregen, Medizinalkohle geben - bei Bewußtlosigkeit 5 ml 4-DMAP (= 4-Dimethylaminophenol) in die Mitte des Oberschenkels injizieren ("Blausäurebesteck"). Sofortige ärztliche Hilfe
Halogenkohlenwasserstoffe (Chloroform, Tetrachlorkohlenstoff, Trichloräthylen usw.) Sofortwirkung: Euphorie, Verwirrtsein, Narkose. Atemlähmung, Kammerflimmern. Schädigung von Leber, Niere und Gehirn möglich. Verdacht auf krebserzeugendes Potential Augen mit viel Wasser spülen, Haut mit Wasser und Seife waschen, kontaminierte Kleidung entfernen. Nach Einatmen Frischluft bzw. Sauerstoff. Nach Verschlucken Medizinalkohle geben
Jod Reizung von Haut und Schleimhäuten, Husten, Schnupfen, Hautkontakt führt zu Depigmentierungen. Nach Verschlucken starke Beschwerden im Magen-Darm-Bereich, Kollaps Augen mit viel Wasser spülen, Haut mit Wasser und Seife waschen. Nach Einatmen Frischluft. Nach Verschlucken Milch trinken lassen
Kohlenmonoxyd Blockiert Sauerstofftransport im Blut. - Kopfschmerzen, Schwindel, Erbrechen, Ohrensausen, Augenflimmern, Erregungszustände, hohe Konzentration tötlich Schnelles Handeln! Nach Einatmen Frischluft bzw. Sauerstoff-Beatmung. Vor Wärmeverlust schützen
Laugen (allgemein) Je nach Konzentration: Reizung oder Verätzung. - Rötung, Ekzembildung, Hautdefekte. Besonders gefährlich für die Augen. Nach Verschlucken Gefahr des Magendurchbruchs Augen 10 - 15 Minuten bei geöffnetem Auge ausspülen. Danach sofort zum Augenarzt (Krankenwagen). Haut mit viel Wasser abspülen. Nach Verschlucken viel Wasser trinken lassen. Erbrechen nicht anregen!
Methanol Narkose, Azidose, Erblindung. - Schwindel, Schwäche, Sehstörungen, Erbrechen, Krämpfe. Bewußtlosigkeit. Latenzzeit beachten. Hautresorption möglich! Haut und Augen mit viel Wasser spülen. Nach Einatmen Frischluft bzw. Sauerstoff, vor Wärmeverlust schützen. Nach Verschlucken Erbrechen anregen. Medizinalkohle verabreichen, Arzt !
Nitrite Vergiftungsgefahr durch Methämoglobinbildung, Kopfschmerzen, Übelkeit, Kreislaufkollaps Nach Verschlucken Wasser trinken lassen. Erbrechen provozieren
Nitrose Gase Reizgas. - Hustenreiz, Atemnot, nach mehrstündiger Latenzzeit Lungenödem möglich (Erstickungsanfälle) Atemschutz des Helfers! Nach Einatmen Frischluft bzw. Sauerstoff, ruhig lagern. Wärmeverlust vermeiden. Ärztliche Überwachung
Oxalsäure Gewebe verarmt an Calcium durch Bildung von Calciumoxalat. Stark ätzend, Hautresorption möglich. Nach Einatmen Hustenreiz und Atemnot. Nach Verschlucken Übelkeit und blutiges Erbrechen Haut und Augen mit viel Wasser spülen, kontaminierte Kleidung entfernen. Nach Einatmen Frischluft bzw. Sauerstoff. Nach Verschlucken viel Wasser, ggf. Calciumgluconatlösung trinken lassen
Schwefelwasserstoff Reizt stark die Schleimhäute, Nervengift, Reizhusten, Benommenheit, Atemnot. Bei höheren Konzentrationen Lähmung des Geruchssinns, Lungenödem möglich Atemschutz des Helfers ! Bei Haut- und Augenkontakt mit viel Wasser spülen. Unbedingt Augenarzt aufsuchen (Hornhautschädigung). Nach Einatmen Frischluft, besser: Sauerstoff, Ärztliche Überwachung
Säuren (allgemein) Je nach Konzentration Reizung oder Verätzung - Nach Verschlucken Gefahr des Magen- und Speiseröhrendurchbruchs. Bei Resorption großer Mengen Ansäuerung des Blutes (Azidose) Auge: bei geöffnetem Auge 10 - 15 Minuten spülen. Danach sofort zum Augenarzt (Krankenwagen). Haut gut mit Wasser abspülen. Nach Verschlucken viel Wasser trinken lassen, keine Neutralisationsversuche ! Kein Erbrechen provozieren !
Silbernitrat Ätzend, besonders für Augen und Atemwege. - Schwarzfärbung, ggf. Geschwürbildung der Haut. Brennen der Schleimhäute, Durchfall Augen und Haut mit viel Wasser spülen. Nach Verschlucken 10 %ige Kochsalzlösung trinken, Erbrechen provozieren, mit viel Wasser Mund und Rachen ausspülen
Toluol Reizt Augen und Schleimhäute, wirkt narkotisch. - Kopfschmerz, Schwindel, Übelkeit, Bewußtlosigkeit, Atemlähmung Augen mit viel Wasser spülen. Haut mit viel Wasser und Seife reinigen. Nach Einatmen Frischluft. Nach Verschlucken Gabe von Medizinalkohle


© Peter v. Sengbusch - b-online@botanik.uni-hamburg.de