. . . Inliegend erhälst Du die ersten Blätter meines Künstlertraums auf Capri, von dem nächstens mehr folgen soll. Wir führen hier wirklich ein wahres Urleben, unbekümmert um Welt und Menschen, Politik und Gesellschaft - bloß der reinen, köstlichen Natur und ihrem malerischen Genusse uns ganz und gar hingebend. Nie habe ich mit solcher Freude - und auch mit solchem Glück - nach der Natur gezeichnet und gemalt. Zur Arbeit kommt es nur wenig, wie gestern und heute, wo das stürmische Wetter zum Draußenzeichnen ungünstig war und ich in meiner reizenden, großen Loggia auf dem großen, breiten, grünen Tisch mein Laboratorium ausgekramt hatte und mikroskopierte. Auch wurde mein - leider nur zu - außerordentlicher Naturforscherfleiß (der entschieden unter den Bestrebungen des Landschaftsmalers leidet) belohnt; ich fand in den Algen aus der Blauen Grotte und von den Küstenfelsen viele schöne Polypen und Moostierchen und an einem derselben eine ganz interessante Struktur.
Wie freut es mich, daß Du auch jetzt so schöne Naturgenüsse an dem lieben alten Rhein hast! Dein herrliches Vaterland soll Dir doch wohlgefallen, Du mein lieb klein rheinisch Mädchen! Grüß´ ihn recht von mir und erzähl´ ihm, daß wir ihn beide bald einmal zusammen besuchen wollen . . .