Objektträger
Deckgläser
Vollmilch (ca. 100 ml), Buttermilch (ca. 100 ml)
ein Stück Leber
gekeimt. Erbsen ca. 100 g (4 Tage vor dem Praktikumstag ansetzen)
Erbsen (trocken)
Filzschreiber (wasserunlöslich !)
Wasserbad, eingestellt auf 37°C
Beckman - Spektralphotometer ED 1204
Mikroskop
Vorrichtung zur Bestimung des CO2 - Gehalts in der Atemluft (MÜLLERsches Ventil)
Belüftungsanlage
Versuchsrohr mit Belüftungsrohr (auf Stativ)
Zentrifuge
Heizplatte (Magnetrührer)
Vortex- Rührer
Gestell mit Reagenzgläsern
Gestell (leer)
Gestell mit Zentrifugengläsern
Metallgestell mit kleinen Testgläschen
Metallgestell (leer)
2 Glasküvetten (45 x 8,5 x 65 mm)
Pipetten 5 ml
Pipetten 1 ml
Pipettenbüchsen
Holzkasten zur Aufnahme der Pipettenbüchsen
Pasteurpipetten mit Hütchen
Kleenex - Tücher
Papierhandtücher
Parafilm
Eisbehälter mit Eis
2 Meßzylinder (250 ml)
Mörser und Pistill
Becherglas ( 2 l, Plastik, für Abfälle )
Filterpapier
2 Bechergläser (250 ml)
Formaldehyd (0,5%ig)
Acetaldehyd (0,5%ig)
Urethanlösung (50%ig)
Phosphatpuffer (0.05 m; pH 7.0): am pH- Meter eingestellt, Stammlösungen 0,05 m K2HPO4, 0,05 m KH2PO4)
Methylenblau (0,02%ig)
Rinderblut
Natriumdithionit (Na2S2O4: 3%ig) nur 1 Tag haltbar
Kaliumhexacyanoferrat (II) (gelb) K2[Fe (CN)6]: gesättigte Lösung
Kaliumhexacyanoferrat (III) (rot) K3[Fe (CN)6]: gesättigte Lösung
Kaliumcyanidlösung (0,05%ig)
Seesand
Pyridin
physiol. NaCl
1 n NaOH
alkoholische Phenolphthaleinlösung (1%ig)
Aqua dest. (Spritzflasche: grüne Markierung)
0,05 m Na-succinat
0,05 m Na-malonat
0,05 m Na-malat
0,05 m Oxalsäure
0,05 m Na- pyrophosphat
Cystein (0.5%ig in 0.1 m Na - acetatpuffer pH 6.5 - 7,0): Stammlösung: 0,1 m Na - acetat am pH- Meter mit 0,1 m Eisessig auf den vorgeschriebenm pH- Wert eingestellt
FeSO4 x 7 H2O: 200 mg
KCN (fest): Spatelspitze: Ausgabe durch den Praktikumsassisten
Waagen
Pipettenstutzen, Wannen: zur Ablage benutzter Glassachen
VORSICHT | |
---|---|
In diesem Experiment wird mit gefährlichen
Chemikalien umgegangen:
|
Oxydation und Reduktion, Dehydrierung und Hydrierung gehören zu
den bedeutendsten Reaktionsmechanismen in der Zelle. Diese Reaktionen werden
durch Oxydoreduktasen und Dehydrogenasen katalysiert.
Oxydation und Reduktion beschreiben einen Elektronenfluß. Beide
Phänomene sind unmittelbar miteinander verknüpft. Eine Substanz
kann nur dann oxydiert werden, wenn eine andere reduziert wird. In jeder
Oxydations - Reduktions - Reaktion ist somit die Oxydation von einer äquivalenten
Reduktion begleitet und umgekehrt. Da hierbei Elektronen wandern, kann
man jeder Redox - Reaktion ein elektrisches Potential zuschreiben. Mehr
darüber später. Oxydation bedeutet: entfernen von Elektronen
aus Atomen oder Atomgruppen. Reduktion heißt: Elektronenaufnanme.
Einige Beispiele
1. 2 Na + Cl2 > 2 Na+ Cl-
Na wird durch Cl oxydiert, Cl durch Na reduziert. Ein Atom oder Molekül, das Elektronen aufnimmt, bezeichnet man als Oxydationsmittel, eines, das Elektronen abgibt, ein Reduktionsmittel. Oxydations- und Reduktionsmittel zusammen bilden ein Oxydations - Reduktionspaar (Redoxpaar).2. 2 H2 + O2 >2 H2O
O2 - Aufnahme entspricht (und bedeutet) Oxydation, ebenso die Abgabe von Wasserstoff, etwa in der Reaktion3. CH3CH2OH > - 2 H > CH3COH (Äthanol > Acetaldehyd)
Das entsprechende Produkt enthält weniger Wasserstoff als das Ausgangsprodukt, es ist dehydriert, das bedeutet somit auch, daß Dehydrierung ein Spezialfall einer Oxydation ist.4. Das klassische, in fast allen Lehrbüchern zitierte Redoxgleichgewicht ist das Chinon - Hydrochinon - System
Chinon nimt 2 Elektronen (e-) auf, es wird somit reduziert. Die Verteilung der Doppelbindungen im Ringsystem wird somit verändert. Die hierdurch entstehende Zwischenverbindung kann durch Aufnahme von 2 Protonen (H+ Ionen) stabilisiert werden. Man erhält ein Hydroxychinon (> Phenol). Da an dieser Reaktion Protonen beteiligt sind, ist das Gleichgewicht zwischen reduzierter und oxydierter Verbindung pH- abhängig. Die Reaktion ist zudem reversibel. Es ist zum Verständnis von Redoxphänomenen und von Hydrierungen / Dehydrierungen wichtig, die hier beschriebenen Teilschritte gedanklich auseinanderzuhalten,
a) Aufnahme und Abgabe von Elektronen
b) Aufnahme und Abgabe von Protonen
auch wenn die Zwischenstudien nicht oder nur kurzzeitig existieren können.
Am letzten Praktikumsnachmittag haben wir über Säuren und
Basen gesprochen. Nach BRONSTED läßt sich eine Säure -
Base - Reaktion je wie folgt darstellen
Protonendonor < > H+ + Protonenakzeptor
dementsprechend ist eine Oxydations - Reduktions - Reaktion wie folgt
darstellbar
Elektronendonor < > e- + Elektronenakzeptor
Die Trennung dieser beiden Phänomene ist gerade in der Biologie
deshalb wichtig, weil es eine Abgabe oder Aufnahme von Elektronen ohne
Protonenwechsel geben kann. Beispiel: reversible Oxydationen in
der Atmungskette und bei der Photosynthese. Das gilt auch für unser
folgendes Beispiel:
5. Valenzwechsel von Ionen.
Der Valenzwechsel beruht ausschließlich auf Zunahme der positiven Ladung oder Abnahme der negativen Ladung
Oxydation
Fe++ > Fe+++
2 J- > J2
Reduktion
Cu++ > Cu
[FeIll(CN)6]--- > [FeII(CN)6]--
Bei der Dehydrierung und beim Valenzwechsel braucht O2 nicht
beteiligt zu sein. FeII geht in alkalischer Lösung durch
Luftsauerstoff sehr leicht in FeIII über:
4 FeII(OH)2 + O2 + H2O > 4 FeIII(OH)3
Der gleiche Vorgang kann jedoch auch ohne O2 ablaufen, z.
B.:
2 FeII + Cl2 > 2 FeIII + 2 Cl-
Die Oxydation von FeII durch O2 kann wie folgt
formuliert werden
2 Fe++ + O > 2 Fe+++ + O--
O-- vereinigt sich sofort mit einem Proton und gibt ein Hydroxylion.
O-- + H2O > 2 OH-
Die genannten Beispiele sollen andeuten, daß der oxydierende Stoff
die Elektronen, die er aufnimt, fester bindet als der oxydierte Stoff,
weil es sonst einen Elektronenfluß gar nicht geben könnte. Die
verschiedenen sich gegenseitig oxydierenden und reduzierenden Stoffe lassen
sich daher in einer Reihe wachsender Elektronenaffinität ordnen. In
dieser Reihe kann jedes Glied durch das nachfolgende oxydiert, durch das
vorangehende reduziert werden. Das klassische Beispiel in der Biologie
hierfür ist die Atmungskette.
Noch ein Beispiel: Chlor entzieht vielen Stoffen Elektronen. Somit
wird seine äußere Elektronenschale vervollständigt (7 >
8). Das so entstandene Oktett besitzt eine so hohe Stabilität, daß
es eines beträchtlichen Energieaufwandes bedarf, um ein Elektron daraus
zu entfernen. Umgekehrt ist z. B. im Natrium das einzelne Elektron der
äußeren Schale nur schwach gebunden und kann leicht entfernt
werden. Natrium wirkt daher fast immer als Reduktionsmittel. Unter den
organischen - und für die Biologie wichtigen - Stoffen gibt es sehr
viele, die eine mittlere Stellung einnehmen. Der Übergang im Reduktions-
(Oxydations)- Zustand einer Verbindung läßt sich als eine Änderung
des elektrochemischen Potentials unter geeigneten Bedingungen als elektrisches
Potential (in Volt) messen.
Das bekannteste Beispiel einer Reihe abgestufter Oxydationswirkungen (in
der anorg. Chemie) ist die sog. Spannungereihe der Metalle, "unedle"
Metalle wirken ,,edleren" gegenüber als Reduktionsmittel. Ein
Eisenstab, den man in eine CuSO4 - Lösung taucht, überzieht
sich mit metallischem Kupfer, weil Cu++ durch das Eisen, das
dabei in Fe++ übergeht, zum Metall reduziert wird.
Trennt man 2 Salzlösungen ( z.B. CuSO4 und ZnSO4)
gleicher Molarität durch eine semipermeable Membran, und taucht in
die Zn++ - Lösung einen Cu - Stab, so kann man zwischen
den beiden Kompartimenten eine Potentialdifferenz messen. (= DANIELLIsches
Element). Der Strom fließt vorn Cu zum Zn.
Cu++ + Zn > Cu + Zn++
Die Spannung zwischen beiden Elektroden ist proportional zur Tendenz
der Elektronen, von der Elektronenschale des Zn in diejenige des Cu überzugehen.
Jedem Elektronenfluß liegt eine bestimmte chemische Reaktion zugrunde.
In dem genannten Beispiel wird ein Metall zum Ion oxydiert, während
ein anderes Metallion zum Metall reduziert wird. Aus dem gesagten läßt
sich ableiten, daß es möglich ist, zwischen jedem oxydierbaren
Stoff und einem geeigneten Oxydationsmittel ein spezifisches elektrisches
Potential (eine Spannung) zu messen.
In der Praxis verwendet man dazu eine Elektrode aus nicht angreifbarem
Material (Gold oder Platin). Man kann davon ausgehen, daß die Arbeit
des elektrischen Stroms der Änderung der freien Energie der sich abspielenden
chemischen Reaktion proportional ist. Um einen Referenzpunkt zu erhalten,
hat man sich darauf geeinigt, der Wasserstoffelektrode das Potential 0
zuzuordnen. Es handelt sich hierbei um eine von Wasserstoff umspülte
Platinelektrode, die bei 25°C in eine 1,184 m HCl (pH = 0) eintaucht.
Aus praktischen Gründen verwendet man oft eine Ag / AgCl - Elektrode
(oder eine Hg / HgCl - Elektrode), die gegenüber der Platinwasserstoffelektrode
ein reproduzierbares Bezugspotential hat.
Als Normalpotential E0 bezeichnet man das Potential einer 1
m wässrigen Lösung der betreffenden Redox - Verbindung unter
Normaldruck pH = 0 und 25°C gegen die Normalelektrode. In der Biologie
werden jedoch aus praktischen Erwägungen heraus die Standardpotentiale
bei pH 7 angegeben. So wie die HENDERSON - HASSELBALCH - Gleichung die
quantitative Beziehung zwischen der Dissoziationskonstanten einer Säure,
dem pH- Wert und den Konzentrationen von Protonendonor und -akzeptor wiedergibt,
beschreibt eine ähnliche Gleichung - die NERNSTsche Gleichung - die
Beziehung zwischen dem Standard - Reduktionspotential (Normalpotential)
eines gegebenen Redoxpaares, dem beobachteten Potential und dem Konzentrationsverhältnis
von Elektronendonor und -akzeptor. Die NERNSTsche Gleichung kann man in
ihrer allgemeinen Form wie folgt formulieren
E = E'0 + 2,3 R T / n F log [Elektronenakzeptor] / [Elektronendonor]
E'0 ist das Normalpotential (bei pH 7.0 , t = 25°C und 1
molaren Konzentrationen).
E ist das gemessene elektrische Potential
R ist die Gaskonstante (8,31 Joule/Grad. Mol.)
T die absolute Temperatur und
F die FARADEY - Konstante (96,406 Joule / V.)
n ist die Anzahl der übertragenen Elektronen.
Bei 25°C ergibt der Ausdruck
2,3 R T / n F den Wert 0,059 für n = 1 und 0,03 für n = 2
Da in biologischen Redox - Paaren in der Regel jeweils 2 Elektronen
übertragen werden, kann nan die NERNSTsche
Gleichung in der vereinfachten Form darstellen:
E = E'0 + 0,03 log [Elektronenakzeptor] / [Elektronendonor].
Mathematisch ist die NERNSTsche Formel durch eine Titrationskurve zu
beschreiben. Das Normalpotential entspricht dem Wendepunkt der Kurve, dann
ist nämlich
E = E'0
Das Normalpotential ist somit analog vergleichbar mit dem pK- Wert eines
Säure- / Basen - Gleichgewichts. Während Titrationen von Säure
und Basen leicht experimentell durchführbar sind, trifft das für
Redoxvorgänge nicht zu. Da der Elektronenfluß relativ langsam
ist, bedarf es in der Regel Katalysatoren, um Reduktionsmittel und Oxydationsmittel
in ein Gleichgewicht zu bringen. Das ist auch die Ursache dafür, daß
es in der Zelle zahlreiche Enzyme gibt, welche Redox - Reaktionen katalysieren,
aber, daß es keine Enzyme gibt, die Dissoziationsvorgänge beschleunigen.
Es gibt drei große Gruppen von Oxydations - Reduktions - Enzymen.
Allen ist gemeinsam, daß sie aus einer Proteinkomponente und einem
Coenzym bestehen. Das Coenzym ist ein "kleines Molekül",
an dem jedoch die eigentliche katalytische Reaktion abläuft.
1. Das Coenzym enthält ein Pyridinderivat (Nicotinamid):
NAD+ oder NADP+.
Katalysiert werden folgende Reaktionen
Reduziertes Substrat + NAD+ < > oxydiertes Substrat + NADH + H+ oder
Reduziertes Substrat + NADP+ < > oxydiertes Substrat + NADPH + H+
Wir werden uns mit diesem Reaktionstyp am kommenden Praktikumsnachmittag ausführlich auseinandersetzen.
2. Das Coenzym ist ein Flavinderivat.
Es besteht aus Flavinadenindinukleotid (FAD) oder Flavinmononukleotid (FMN). Die Succinat - Dehydrogenase, mit der wir es heute noch zu tun haben werden, enthält FAD als Coenzym.
3. Eisen - enthaltende Porphyrinringsysteme (Hämine).In diese Gruppe gehören die Cytochrome, das sauerstoffübertragende Hämoglobin, das Myoglobin u.a.
An der Atmungskette sind Cytochrome beteiligt, welche Eisen als Zentralatom in ihrem Porphyrinring enthalten. Im Praktikum können wir uns die Funktion der Atmungskette an einem Modell veranschaulichen (BAUMANNscher Versuch). Wir verzichten dabei auf den Porphyrinring und den Proteinanteil des Cytochroms, an den der Ring gebunden ist.
Fe++ Ionen können die Oxydation von Cystein
zum Cystin oxydieren. Es handelt sich hierbei um eine Autoxydation
und es entsteht eine -S-S- Bindung. Solche -S-S-Bindungen (auch S-S-Brücken
genannt) tragen bei vielen Proteinen zur Stabilisierung der Tertiärstruktur
bei.
2 -SH < > -S-S- (E'0 = + 0,08 V), Cystein ist somit ein H+ - Donor.
Der H+ - Akzeptor ist in unserem Fall Sauerstoff
1/2 O2 < > O-- (E'0 = + 1,23 V)
Gleichzeitig werden jedoch vom Cystein auch Elektronen abgegeben,es
ist somit ein Reduktionsmittel. Die Elektronen werden von FeIII
aufgenomen. Das Eisen wird zu FeII oxydiert.
FeIII < > FeII(E'0 = + 0,75 V)
Das FeII wird unter Elektronenanbgabe wieder zu FeIII
reduziert. Es ist somit ein Katalysator der Cystein- Oxydation. Experimentell
ist die Reaktion leicht zu verfolgen, weil FeIII mit Cystein
einen blauviolett gefärbten Komplex bildet. Ein Komplex FeII
mit Cystein existiert auch, ist aber farblos. Wie das Reaktionsschema
zeigt, läuft die Reaktion
Farbiger Komplex < > Farbloser Komplex
reversibel ab. Wenn O2 verbraucht ist, wird das Eisen in FeII überführt (> farblos). Einleitung von Sauerstoff in das Reaktionsgemisch führt zu FeIII (> blauviolett). Der Vorgang kann viele Male hintereinander wiederholt werden, bis das eingesetzte Cystein vollständig verbraucht ist. Bläst man kontinuierlich Luftsauerstoff in das Reaktionsgemisch ein, bleibt die Färbung erhalten, obwohl sich "das Rad permanent dreht". Man kann die Reaktion abbrechen, indem man das Fe blockiert. Cyanid bildet mit Fe einen sehr stabilen Komplex. Damit wird der Elektronentransport unterbrochen, die Reaktion kommt zum Stillstand. Auf dieser Reaktion beruht auch die starke Giftwirkung des Cyanids.
In einem Häminmolekül sind 4 der 6 Valenzen (Koordinationszahl
1 : 6) des Eisens mit dem planaren Ringsystem komplexiert. Während
die beiden übrigen senkrecht dazu stehen. X ist im Hämoglobin
und im Myoglobin eine Imidazolgruppe (der Aminosäure Histidin). Die
6. Valenz des Eisens ist somit frei (und kann somit Sauerstoff , CO, Cyanid
u.a. ) binden. Der Komplex mit dem O2 ist weniger stabil, als
der mit CO oder Cyanid, die beiden letzten sind deshalb starke Atemgifte.
Bei der Aufnahme des Sauerstoffs wird die Valenz des Eisens nicht geändert.
Sowohl in der Oxyform (Oxyhämoglobin) wie auch in der Deoxyform (Deoxyhämoglobin)
liegt das Fe als FeII vor. Man kann daher bei der Sauerstoffabgabe
nicht von Reduktion sprechen.
Selbstverständlich ist es auch beim Hämoglobin möglich,
FeII in FeIII zu überzuführen. Man erhält
Methämoglobin. Die Reaktion ist nur bedingt reversibel. Sie kann durch
eine stark oxydierende Substanz, wie z. B. das Ferricyanid: K3[Fe
(CN)6] ausgelöst werden. Im Gegensatz zum Hämoglobin
(und Myoglobin) tritt beim Elektronentransport durch Cytochrome (in der
Atmungskette) ein Valenzwechsel des Eisens ein, d. h. das Eisen im Porphyrinring
wirkt im Cytochromen als Elektronenträger, während es beim Hämoglobin
Sauerstoff als Liganden aufnimmt. Im reduzierten Hämoglobin ist die
Valenz des Eisens durch H2O besetzt (Ausbildung einer - H -
Brücke), welches beim Übergang in Oxyhämoglobin durch O2
verdrängt wird. Der Sauerstoff kann dem Hämoglobin entzogen werden,
z. B. experimentell sehr einfach durch ein starkes Reduktionsmittel, wie
Na2S2O4. Man erhält Deoxyhämoglobin.
Die unterschiedlichen Zustandsformen des Hämoglobins lassen sich spektroskopisch
eindeutig identifizieren
Zusatz von K2[Fe (CN)6] (Ferrocyanid) führt
zur Anlagerung ohne Valenzwechsel. Die Reaktion ist reversibel (z. B. durch
Na2S2O4 rückgängig zu machen)
Die Veränderung des Zustandes des Eisens im Porphyrinring kann spektroskopisch
verfolgt werden.
Sie sollen im Praktikum die verschiedenen Übergänge prüfen
und zwar
- mit Blut (also Hämoglobin in intakten Zellen-Erythrozyten)
- mit freiem Hämoglobin (lysierte Erythrozyten)
- mit dem Häminring (Sie haben Hämin ja am ersten Praktikumsnachmittag isoliert).
Hämin ist in Wasser nicht löslich. Es löst sich jedoch in organischen Basen, z. B. Pyridin.
Ein Thema, das sich in den nächsten Praktikumsnachmittag hineinziehen
wird. Wir werden uns heute nur mit den Flavin - abhängigen Dehydrogenasen
befassen. FAD und FMN wurden Mitte der dreißiger Jahre von O. WARBURG
und R. KUHN isoliert und in ihrer Struktur aufgeklärt. Ein Bestandteil
des FAD ist das Riboflavin (= Vitamin B2). Zwei FAD- haltige
Enzyme werden wir heute kennenlernen
- Die Xanthin - Dehydrogenase aus Milch
- die Succinat - Dehydrogenase, welche man in jeder atmenden Zelle findet (wir weisen die Aktivität in Leber nach).
Das reduzierte FAD kann oxydiert werden und Protonen abgeben, sofern
ein geeigneter Elektronenakzeptor vorliegt. Hierfür eignen sich reduzierbare
Farbstoffe außerordentlich gut, weil wir deren Reaktion durch einen
Farbumschlag leicht beobachten können. Hierfür eignen sich z.B.:
Methylenblau (E'0 = + 0,01 V)
2, 6 Dichlorphenolindophenol (E'0 = + 0,22 V)
Safranin (Janusgrün B)
und viele andere. Im Praktikum werden wir nur mit den 3 hier genannten
arbeiten. Diese ,,künstlichen" Akzeptoren sind für eine
quantitative Bestimmung der Aktivität von FAD - Dehydrogenasen außerordentlich
nützlich.
Xanthin - Dehydrogenase ist ein Enzym mit relativ geringer Substratspezifität.
Es überträgt Wasserstoff von z. B. Formaldehyd oder Acetaldehyd
auf einen geeigneten Akzeptor. Wir verwenden im Praktikum Methylenblau.
Der Test ist sehr einfach und hat praktische Bedeutung in der Milchwirtschaft.
Da Enzyme hitzeempfindlich sind, erlaubt uns dieser Test, zwischen gekochter
und ungekocht Milch zu unterscheiden.
Xanthindehydrogenase ist durch Urethan, nicht aber durch Cyanid hembar.
Tritt auch ohne Aldehydzusatz eine Entfärbung auf, so ist dieses auf
die Aktivität anderer Dehydrogenasen (aus Milchsäurebakterien
!) zurückzuführen. Ein Zeichen, daß die Milch beginnt,
schlecht (sauer) zu werden. Das Sauerwerden kann natürlich auch beabsichtigt
werden (> Buttermilch, Joghurt u.a.)
Wir arbeiten mit dem gleichen Verfahren, wie beim letzten Versuch. Succinat-
Dehydrogenase katalysiert den Schritt
Succinat > Fumarat
Eine Reaktion, die im Citratzyklus vorkomt. Sie ist durch eine Reihe, dem Succinat ähnlicher Stoffe kompetitiv hemmbar,
An dieser Stelle nur eine kurze Bemerkung. Als Endprodukt der Atmung
entsteht CO2. In einigen simplen Versuchen am Rande soll CO2
in der ausgeatmeten Luft nachgewiesen werden. CO2 fängt
-OH- Ionen ab. Deshalb entfärbt sich Phenolphthalein, welches
man einer schwachen NaOH-Lösung zusetzt, beim Einleiten von CO2.
Sie messen im Praktikum qualitativ das CO2 in der eigenen Atemluft
und der Atemluft keimender Erbsen.
Füllen Sie das bereitstehende Versuchsrohr (mit Belüftungsrohr)
mit der Cysteinlösung und geben Sie 0,2 g Fe2SO4
hinzu (diese Menge finden Sie, bereits abgewogen, am Arbeitsplatz ).
Wenn das Fe2SO4 gelöst ist, schließen
Sie das Versuchsrohr an die Belüftungsanlage an. Leiten Sie solange
Luft ein, bis eine Färbung auftritt, stellen Sie sie dann ab, warten
Sie erneut auf einen Farbumschlag und wiederholen Sie das einige Male.
Nachdem Sie das paarmal wiederholt haben, leiten Sie permanent Luft ein.
Wie lange dauert es, bis die Reaktion zum Stillstand kommt?
Treten unerwartete Phänomene ein? Wenn ja, wie erklärbar?
Neuer Ansatz wie oben. Stoppen Sie die Reaktion vorzeitig durch Zugabe von KCN ab (Ausgabe durch den Assistenten, Arbeiten unter dem Abzug).
Verdünnen Sie ca. 1 ml Blut mit ca. 15 - 20 ml
a) physiologischer NaCl
b) Wasser
Setzen Sie mit jeder der Proben Ansätze an : 5 ml Blut und einige
Tropfen von:
a) K2[Fe(CN)6]
b) K3[Fe(CN)6]
c) Na2S2O4
Welche Farbe haben die 8 Proben?
Schütteln Sie die mit Na2S2O4
reduzierte Probe kräftig. Können Sie sie reoxydieren?
In welchen Wellenlängenbereichen absorbieren die Proben Licht?
Prüfen Sie die Frage mit Hilfe des Spektralphotometers. Bilden
Sie das Spektrum auf der Frontplatte des Photozellengehäuses ab. Stellen
Sie Ihre Proben in einer Küvette in den Strahlengang.
In welchen Bereichen finden Sie eine Lichtauslöschung Extinktion?
Lösen Sie einen Teil Ihrer Probe in 5 ml Pyridin (Vorsicht Gift),
so daß eine deutliche Rotfärbung auftritt. Geben Sie
Na2S2O4
K3[Fe(CN)6] hinzu.
Entspricht die Reaktion der, die Sie mit intaktem Hämoglin gefunden
haben?
Betrachten Sie eine Aufschlämmung der Häminkristalle in Wasser
unter dem Mikroskop. Wie sehen die Kristalle aus Ist das Präparat
einheitlich, oder enthält es Verunreinigungen?
Gibt es Unterschiede in der Reaktionsweise von
Hämoglobin (in der Zelle)?
freiem Hämoglobin (Hämgruppe an Protein gebunden) und
freiem Hämin (gelöst in Pyridin )?
In 6 Reagenzgläser werden gemäß nachstehender Tabelle die folgenden Komponenten pipettiert. Zuletzt wird rohe Milch bzw. gekochte Milch hinzugegeben. (> Start durch Enzymzugabe). Alle Ansätze werden nach gutem Mischen (mit dem Vortex Rührer) in das 37°C Wasserbad gestellt.
Zusätze | ||||||
Acetaldehydlösung* | ||||||
Methylenblau | ||||||
Urethan | ||||||
Cyanid | ||||||
Phosphatpuffer | ||||||
Milch (roh) | ||||||
Milch (gekocht) | - |
* Formaldehyd; in einem Parallelansatz Acetaldehyd.
Setzen Sie einen weiteren Parallelansatz mit Buttermilch statt mit Vollmilch an. Beobachten Sie die Reaktionsansätze fortlaufend. Treten Farbveränderungen auf?
Wenn ja, wie lange dauert es bei den einzelnen Proben bis zum Farbumschlag ?
Tritt die Verfärbung gleichmäßig in allen Bereichen des Reaktionsgemisches auf?
Schütteln Sie eine entfärbte Probe kräftig. Was geschieht?
Stellen Sie die Probe anschließend wieder ins Wasserbad zurück.
Homogenisieren Sie ein kleines Stück Leber mit Seesand in ca. 20 ml Phosphatpuffer. Zentrifugieren Sie das Homogenat (5 min.; max. Geschw.). Der Überstand ist Ihre Enzympräparation.
Versuchsansatz |
Probe |
|||||||||
Phosphatpuffer | 4 ml | 2 ml | 2 ml | 2 ml | 2 ml | 2 ml | - | - | - | - |
Succinat | 2 ml | 2 ml | 2 ml | 2 ml | 2 ml | |||||
Malonat | 2 ml | 2 ml | ||||||||
Malat | 2 ml | 2 ml | ||||||||
Oxalat | 2 ml | 2 ml | ||||||||
Pyrophosphat | 2 ml | 2 ml | ||||||||
Methylenblau | 2 ml | 2 ml | 2 ml | 2 ml | 2 ml | 2 ml | 2 ml | 2 ml | 2 ml | 2 ml |
Leberextrakt | 0,5 ml | 0,5 ml | 0,5 ml | 0,5 ml | 0,5 ml | 0,5 ml | 0,5 ml | 0,5 ml | 0,5 ml | 0,5 ml |
Start der Reaktion durch Enzymzugabe. Stellen Sie die Proben
nach dem Mischen ins Wasserbad.
Wo treten Verfärbungen auf?
Anordnung 1: MÜLLERsches Ventil.
Füllen Sie jedes Rohr mit je 75 ml H2O und 5 ml n / 100
NaOH. Geben Sie einige Tropfen Phenolphthalein hinzu: Rotfärbung.
Wieviele Atemzüge sind nötig, um das Phenolphthalein zu entfärben?
Anordnung 2 : Füllen der senkrecht stehenden
Röhre wie bei (1).
Wiegen Sie die gekeimten Erbsen und bringen Sie sie in das waagerechte
Versuchsrohr. Blasen Sie mit dem Blasebalg Luft durch. Wie lange dauert
es, bis sich eine der Phenolphthaleinlösungen entfärbt hat? Wiederholen
Sie das Experiment mit trockenen Erbsen
In welchem Rohr schläft die Farbe um? Deutung.